Ich musste in letzter Zeit häufiger erleben, dass nach einer Bewerbung und der ersten email des Vermittlers über eine erfolgte Vorstellung nichts weiter zu hören war. Erst auf Nachfragen (2 Wochen später) kam dann eine Info „Liegt noch bei der Fachabteilung“ oder auf Nachfragen (4 Wochen später) „Der Kunde hat sich nicht mehr gemeldet, ich vermute er hat die Stelle anderweitig besetzt“ oder „Oh, das hatte ich Ihnen eigentlich schreiben wollen, die Stelle ist anderweitig besetzt“. Zum Teil wurde noch nicht einmal auf die Bitte einer Kontaktaufnahme reagiert.

Nachfragen nach einem Grund für eine Ablehnung blieben sogar unbeantwortet. Hier wäre es natürlich sehr interessant zu wissen : Liegt man mit seinen Preisen zu hoch? Fehlt Know How was man sich noch aneignen sollte? Fehlen Nachweise über vorhandenes Know How, die man evtl noch nachreichen kann?

Weiterhin bestehen Vermittler häufig auf All-in Preise und nehmen damit dem Endkunden die Möglichkeit verschiedene Angebote zu vergleichen:

Ein Beispiel : Es bewerben sich 2 Freiberufler. Freiberufler A wohnt in der Nähe und hat 5 Jahre Erfahrung in dem geforderten Bereich. Freiberufler B wohnt 500km entfernt und hat 30 Jahre Erfahrung in dem geforderten Bereich. Freiberufler A kostet 75 Euro, Freiberufler B kostet All-in 90 Euro. In diesen 90 Euro sind aber ca 30 Euro durchlaufende Kosten für Reisekosten, Übernachtung und Spesen enthalten. Der Freiberufler A benötigt nur eine Monatskarte für den Bus mit Kosten von ca 1 Euro ( Stunde). Somit kostet der Freiberufler mit 5 Jahren Erfahrung tatsächlich 74,00€ / Stunden und der Freiberufler mit 30 Jahren Berufserfahrung nur €60,00 / Stunde. Er hat also viel mehr Erfahrung und ist günstiger, wird aber nicht genommen, weil die Kosten nicht transparent sind und der Endkunde daher nicht entscheiden kann, ob es ihm lieber ist mehr Know-How zu bekommen und z.B. einen Remote-Anteil zur Senkung der Kosten einzuräumen, oder ob ihm die Vollzeit-Tätigkeit vor Ort ( die nach meinen 22 Jahren Projekterfahrung absolut unnötig ist) wichtiger ist.

 

Meine Bitte daher an Vermittler:

Bitte gebt zeitnahe Rückmeldungen über den aktuellen Stand und fragt beim Kunden nach wenn dieser signalisiert, dass etwas nicht passt. Ist man im Dialog mit dem Endkunden und dem Freiberufler kann man z.B. Stundensätze nachverhandeln und fehlende Referenzen nachreichen und den Auftrag doch noch bekommen.

Ich bin bei interessanten Projekten auch ggf gern bereit Preise nach zu verhandeln. Und bitte haben Sie Verständniss dafür, dass ich nicht beim ersten Kontakt alle Referenzen offen lege. Es gab Vermittler, die diese Referenzen genutzt haben indem sie bei den dort angegebenen Firmen Akquise betrieben haben. Durch die aktuelle DSGVO würde so etwas zu vermeidbaren Problemen für mich führen

Meine Bitte an den Endkunden:

Verlangt getrennte Preise  (Stundensatz und Reisekosten). Verlangt nicht generell „Vollzeit vor Ort“.

Kein Projekt benötigt eine ständige Abstimmung, es gibt immer Abschnitte an denen keine Abstimmungen nötig sind.

Eine Vollzeit-Tätigkeit vor Ort ist übrigens ein wesentliches Kriterium für eine Scheinselbständigkeit, die bei Feststellung eine erhebliche Kostenlawine sowohl für den Freiberufler als auch für den Endkunden verursacht. Davor schützt auch kein Passus im Vertrag „Der Freiberufler ist in der Wahl seines Arbeitsplatzes und seiner Arbeitszeit frei“. Es zählt einzig und allein, wie die Tätigkeit tatsächlich erbracht wurde.

Weiterhin ist der Freiberufler natürlich wesentlich motivierter, ausgeglichener und gesünder. Er sieht seine Familie häufiger, kann ich seiner Freizeit seines Hobbys nachgehen und Sport treiben,was vor Ort in der Regel nur sehr selten möglich ist und kann ggf auch mal eine Stunde länger arbeiten, die er sonst auf der Autobahn verbringen müsste.

Und noch zwei Bitten:

Frauen und Trans*Menschen haben dasselbe oder sogar besseres Know How wie ihre männlichen Kollegen. Sie sind nicht schlechter nur weil sie Trans* oder weiblich sind. Bei älteren Kollegen und Kolleginnen ist übrigens in der Regel erheblich mehr Know How vorhanden als bei jüngeren Kollegen.

Also entscheiden Sie bitte ausschließlich nach Know How und nicht nach Alter oder Geschlecht.

Mit freundlichen Grüßen

Dina Quasdorf